Ausgangssituation

Die kreisfreie Stadt Chaohu liegt in Hefei, der Hauptstadt von der chinesischen Provinz Anhui im Südosten Chinas. Das Projekt ist in zwei Abschnitte unterteilt: Der unten liegende Abschnitt 1 umfasst etwa 42 km2 und befindet sich in der Altstadt. Der oben liegende Abschnitt 2 umfasst mit circa 125 km2 die Stadtteile Binhu, Bantang und Neubaugebiete. Der Hochwasserentlastungskanal Xiaowangzhuang Zhongou verbindet die nördlich gelegene Bergregion Xiaoshancun mit dem innerstädtischen Gewässer Laobahe–Xierchi und dient der sicheren Ableitung des Hochwassers und der Herstellung des Stadtentwässerungskomforts.

Der obere Abschnitt reicht bis zur Querung der Ost-West Bahnlinie. Er hat eine Länge von rund 1 km und ist als offener Graben mit einer Profilbreite bis zu 1,50 m gestaltet. Hinter der Bahnlinie beginnt mit einem Rechteckprofil (2,00 x 2,00 m) der verrohrte Bereich des Kanalnetzes. Der Xiaowangzhuang Zhongou wird über eine Länge von ca. 2,4 km als geschlossener Sammler durch den Stadtteil Huanchengxiang geführt und hat an der Einmündung in den Laobahe-Xierchi eine Rechteckprofilbreite von ca. 5,00 m. Während im oberen Bereich der natürliche Abfluss durch ein Feuchtgebiet führt und die Wasserqualität noch zufriedenstellend ist, ändert sich die Wasserqualität bereits direkt am geschlossenen Sammler.

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Der überwiegende Anteil an der Verschmutzung wird durch den direkten Anschluss von Schmutzwasserkanälen hervorgerufen. Auch die angeschlossenen Regenwasserkanäle leiten u.a. die Schmutzfracht des ersten Spülstoßes in den Xiaowangzhuang Zhongou ein. Es ist davon auszugehen, dass durch Fehlanschlüsse eine weitere signifikante Schmutzfracht zugeführt wird.
Die gesamte Schmutzfracht gelangt ohne Behandlung in den Laobahe–Xierchi sowie in die weiterführenden Gewässer. Dieser Zustand ist aus ökologischer und hygienischer Sicht nicht tragbar.

Zielsetzung des Projekts

Die Stadt Chaohu soll sich in Zukunft nach dem Leitbild „Lebendiges Wasser – Schöne Stadt“ zu einer ökologischen Seestadt entwickeln. Folgende Ziele sollen in dem Projekt realisiert werden:

  • Erhöhung der Lebensqualität durch „Wohnen am Wasser“ und dadurch Verbesserung der wirtschaftlichen Entwicklung
  • Schaffung einer Identität als „Ökologische Seestadt“
  • Entwicklung der Stadt als Schwammstadt
  • Optimierung der Kanalisation unter nachhaltigen Planungsprinzipien
  • Erhöhung der ökologischen Potentiale von Gewässern
  • Gewährleistung der Hochwassersicherheit
  • Berücksichtigung der gesellschaftlichen Bedeutung des städtischem Wassermanagements

Der Hochwasserentlastungskanal Xiaowangzhuang Zhongou liegt im Bereich der modernen Urbanisierungszone. Er verläuft in Teilbereichen offen und wird als Wasserlauf in das Stadtbild integriert. Entlang des Kanals wird eine übergeordnete Fuß- und Radwegeverbindung angelegt, welche die Stadt und den Fluss mit den Bergen verbindet. Auch die visuelle Verbindung zum Xishan-Berg wird berücksichtigt und gestärkt. Das bestehende Feuchtgebiet am nördlichen Ende des Kanals wird erhalten und weiterentwickelt um die Reinigungs- und Retentionsfunktion zu verbessern. Gleichzeitig wird es zu einer attraktiven und vielfältig nutzbaren Grünfläche, die von Wegen durchzogen ist und in die Plätze als besondere Orte eingelagert sind. Das Feuchtgebiet ist Bestandteil eines Feuchtgebiet-Gürtels, der sich in Ost-West-Richtung durch die Stadt zieht und eine Verbindung zum Guishanhe herstellt. In ein Netz aus Parks und Wasserflächen eingebettet befinden sich hier attraktive und wertvolle Wohnlagen im Grünen.

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Projektinhalt

Die vorgestellten Konzepte und Maßnahmen bauen aufeinander auf und ergänzen sich in ihrer Wirkung. Sie sind zwar auch einzeln wirksam, entfalten jedoch erst im Zusammenspiel die volle Wirkung. Letztlich zielen alle Maßnahmen darauf ab, die Lebensqualität in der Stadt zu heben und die Wasserqualität in den innerstädtischen Gewässern zu verbessern. Gerade das Zusammenspiel der Maßnahmen führt zu einer Reduzierung der Kosten für Landerwerb und Betrieb/Unterhaltung, da letztlich durch die Multifunktionalität der Maßnahmen Platz und Kosten eingespart werden können. Ein Beispiel für ein solches Zusammenwirken ist z.B. der Rückhalt und die oberirdische Ableitung von Niederschlagswasser. Die möglichen Auswirkungen und Wechselwirkungen können wie folgt beschrieben werden:

  • Durch den Rückhalt von Regenwasser auf Gründächern und die im Vergleich den glatten Rohren der Kanalisation langsamere Ableitung von Regenwasser werden Hochwasserspitzen reduziert.
  • Die für die Ableitung erforderlichen Mulden können außerhalb der Regenereignisse zur Begrünung der Straßenzüge genutzt werden. Die Mulden können ggf. größere Mengen Wasser im Untergrund speichern, wodurch der Bedarf für eine Bewässerung und die damit verbundenen Kosten reduziert werden könnte.
  • Eine unterirdische Speicherung von Regenwasser kann auch zur Bewässerung der Grünanlagen genutzt werden, wodurch Trinkwasser eingespart werden kann.
  • Die oberirdische Ableitung von Regenwasser führt dazu, dass eine Vermischung mit Schmutzwasser nicht mehr vorkommen kann.
  • Die Menge des in die Abwasserkanalisation gelangenden Regenwassers ist geringer, die Kläranlage wird nicht mit großen Wassermengen belastet, arbeitet effektiver und kann ggf. mehr Schmutzwasser aufnehmen.
  • Die Mischwassersammelbecken werden entlastet und können mit einem geringeren Volumen auskommen, da nicht mehr so viel Regenwasser in diese Becken gelangt (Platzgewinn).
  • Dadurch wird die Häufigkeit von Mischwasserabschlägen aus diesen Becken reduziert - bei Umbau der Becken zu Sammelbecken und Pflanzenfiltern wird gleichzeitig die Qualität des in die Gewässer überlaufenden Wassers deutlich verbessert.
  • Die Wasserqualität kann zusätzlich durch die Anlage von Schilfgürteln und die damit verbundene Erhöhung der Selbstreinigungskraft (Pflanzenkläranlage) verbessert werden, was zu einer weiteren Reduzierung der Ausgaben für die Verbesserung der Wasserqualität (Zuleitung und Reinigung von Wasser; Entfernung von Sedimenten) führt.
  • Dies wiederum bedeutet, dass weniger Wasser in den künstlichen Feuchtgebieten gereinigt werden muss, was wiederum Platz (und Kosten) spart.
  • Die verbesserte Wasserqualität trägt außerdem dazu bei, dass z.B. Fische bessere Lebensbedingungen vorfinden und sich besser vermehren.
  • Eine verbesserte Wasserqualität trägt außerdem dazu bei, dass sich weniger Moskitos in den Gewässern entwickeln können (weniger Nahrung und mehr Fressfeinde), was wiederum der Lebensqualität der Bevölkerung zu Gute kommt.  

Im Einzelnen enthält die Planung folgende Inhalte:

  • Nachhaltige Bewirtschaftung und Nutzung von Regenwasser
  • Planung nach dem Schwammstadtprinzip
  • Kontrolle der Wasserqualität an der Quelle
  • Reduzierung von Überschwemmungen
  • Nutzung von Wasser aus den Bergen
  • Rekonstruktion der Entwässerungspumpstation und des Kanalnetzes
  • Risikominderung bei der Verschmutzung und Überflutung von Gewässern
  • Erhöhen des Stauvolumens des Entwässerungssystems
  • Einrichten von Überwachungsmaßnahmen
  • Ökologische Sanierung der Gewässer
  • Verbesserung der Selbstreinigungsfunktion des Gewässers
  • Pflanzenkläranlagen (naturnahe, künstlich angelegte Sumpfbeete, in denen natürliche physikalische, chemische und biologische Prozesse gezielt eingesetzt werden) als Maßnahme zur Reduzierung der Verschmutzungen aus der Landwirtschaft und anderer flächenhafter Verschmutzung
  • ökologischer Korridor zwischen Außen- und Innenstadt mit Bach, See, offenem Kanal, Fluss und Ufergrünfläche, Verbindung der Grünflächen zwischen Bergen und Stadt (Dongpiehonggou, Xipiehonggou usw.)
  • Rückverlegung der Deiche bei gleichzeitiger Gewährleistung der Hochwassersicherheit
  • Vielseitige Nutzung des Gewässers
  • als Wasseraufbereiter durch einen Retentionsbodenfilter am Uferpark
  • zur Präsentation der Geschichte der Stadt und Kultur durch Wasserspiele
  • als sekundäres städtisches Transportsystem
  • als Freizeitanlage
  • als Sportstätte
  • als Sub-Stadtverkehrssystem (Fußgänger, Fahrrad und Schiff)
  • Multidisziplinäre wissenschaftliche Entscheidungsgremien
  • Wissenschaftliche Entscheidungsfindung unter Einbeziehung von Experten (städtische Entwässerung, Schmutzwasserbehandlung, ökologische Schmutzwasserbehandlung, Seesanierung, Flusssanierung, Wasserbau, Landschaftsplanung usw.)

Leistungen

  • Konzeptstudie: Erstellen eines landschaftlichen und städtebaulichen Entwicklungskonzepts
  • Vorplanung: Erarbeitung eines landschaftlichen Planungs- und Gestaltungskonzepts, Planung der Gewässer mit integrierten Reinigungsanlagen, Elimination bestehender Schmutzwassereinleitungen, Erarbeitung und Abstimmung von Zielen für den ökologischen Zustand der Gewässer
  • Entwurfsplanung: Weiterentwicklung der Vorplanung zu einer freiraumplanerischen Entwurfsplanung, Planung der Gewässer mit integrierten Reinigungsanlagen und ingenieurtechnische Beratung bei der Freiraumplanung
  • Unterstützung des lokalen Partnerbüros bei der Erstellung der Ausführungspläne
  • Künstlerische Oberbauleitung

Schwerpunkte: Nachhaltige Bewirtschaftung und Nutzung von Regenwasser, Sanierung und Rekonstruktion, Renaturierung, mathematisches Modell der Stadtplanung.

Zeitraum: März 2012 - Juni 2012